„Ich kann nicht mehr schlafen…“
Liebe Freunde und Bekannte, Ihr habt lange nichts von mir gehört. Ich habe mich auf mein neues Buch konzentriert, ein Buch über Glücklichsein, das ich jetzt fertiggestellt habe und das im September erscheinen wird. Ich plane ein bis zwei Buchvorstellungen in München und eine in St. Moritz. Ob es mir gelingt, das in diesem Buch angestrebte Ziel auch in Zukunft zu erreichen????
Natürlich verfolge ich, so wie sicher auch Ihr, das Weltgeschehen mit Sorge und im Mittelpunkt steht – zumindest was die Anzahl der Beiträge in den öffentlichen Medien etwa der Presse besteht – das Thema Trump.
„Ich kann nicht mehr schlafen …“
Ich kann nicht mehr schlafen, ich habe Alpträume und wenn ich aufwache, stelle ich fest, dass meine Träume Realität sind – nicht, weil ich Angst habe, die Deutschland hat die falsche Regierung gewählt, sondern weil ich an Donald Trump denke.
Ich fragte und frage mich immer: Was ist sein Plan, wo will er hin? Lange Zeit dachte ich, dass Donald Trump einfach nur süchtig nach Beachtung ist. Er muss sich immer in den Vordergrund drängen. Man erinnere sich nur an die oft gezeigte Szene, als er 2017 auf einem NATO-Gipfel einfach ein paar Kollegen zu Seite schob, nur um in der ersten Reihe zu stehen. Ich interpretierte auch die Verhandlungen mit King Jong-un 2018 und 2019, bei denen nichts herauskam, was ihm doch vorher bewusst sein musste, als ein Marketing Trick. Er wollte nicht nur die Aufmerksamkeit der Vereinigten Staaten, sondern die der ganzen Welt – und die hatte er. Insofern war das Treffen ein „voller Erfolg“, wenn auch nicht für die USA oder die Welt, sondern für ihn persönlich.
Jetzt begann seine zweite Amtszeit und ganz offensichtlich hat er heute weitergehende Pläne. Es wird wirklich spannend! Was wird aus dem Experiment, das gerade vor unseren Augen auf der Welt praktiziert wird:
Da hat ein Unternehmer einen Staat, den wirtschaftlich stärksten Staat der Welt, übernommen, um ihn wie ein Unternehmen zu führen! Und zwar nicht wie ein Traditionsunternehmen, das auf Langfristigkeit angelegt ist, das bestimmten Werten verpflichtet ist, wie wir das bei vielen mittelständischen Unternehmen in Deutschland beobachten können, sondern auf ein Unternehmen, das an Gewinnmaximierung um jeden Preis orientiert ist. „Make America great again“ heißt, das Unternehmen USA in vier Jahren zu der wirtschaftlich bei weitem profitabelsten Gesellschaft zu machen, die je auf der Welt existiert hat. (Trump liebt Extreme. Wenn er damit erfolgreich ist, werden die Amerikaner sicher auf die Beschränkung der Amtszeit des amerikanischen Präsidenten auf zwei Perioden verzichten!? Strebt er so die Weltherrschaft an? Ist Putin sein Vorbild?)
Wie versucht er das zu erreichen:
- Zunächst werden alle Kostenträger, die auf die Unterstützung der Schwachen ausgerichtet sind, eliminiert. Dabei sollen vor allem überflüssige Ministerien, die nur den Menschen oder demokratischen Werten dienen, ausgedünnt oder abschafft werden. Hierbei hat er einen idealen Mitstreiter, Elon Musk, der sich sowieso über die Einschränkungen seiner unternehmerischen Entscheidungen durch staatliche Institutionen genug geärgert hat und der jetzt mit dem neu geschaffenen „Department of Goverment Efficiency“ (DOGE) allen „staatlichen Ballast“ abwerfen kann, indem er einfach die Mitarbeiter aller Behörden entlässt, die er für überflüssig hält. Dass er damit letztlich den Staat zerstört, stört ihn keineswegs. Den muss man sowieso abschaffen. (Mit „Wirtschaftlichkeit“ haben schon immer Kapitalisten alle unpopulären und letztlich für die Mitarbeiter, hier Staatsangestellten, schädlichen Maßnahmen begründet.)
- Er schart um sich Menschen, die auch, so wie er, keine Skrupel haben, radikale Pläne ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen. Unternehmer am liebsten, die bewiesen haben, dass sie es mit den Gesetzen (auch) nicht so genau nehmen, dass sie einfach einmal machen, und dann sehen, was dabei herauskommt und ob das vor den Gerichten Bestand haben kann. (So wurden die Unternehmen in Silicon Valley groß.)
- Er sorgt dafür, dass in „seinem“ Unternehmen USA nur noch „loyale“ Menschen an den Schaltstellen der Macht zu finden sind. Jegliche Opposition ist schädlich oder zumindest lästig. Alle Personen oder Institutionen, die in den vergangenen Jahren gegen ihn gearbeitet haben, oder auch nur lästig waren, bekommen es jetzt zu büßen. Es werden sogar die Staatsbediensteten entlassen, die gegen die Personen ermitteln, die nach der Wahl von Biden am 6. Januar 2021 das Capitol gestürmt haben, wobei 5 Menschen zu Tode kamen und u. a. 150 Polizisten verletzt wurden. Die schon Verurteilten wurden begnadigt. Die Lehre: Als Unterstützer von Trump kann man sich alles leisten, als Gegner sollte man sich vorsehen. Das Gesetz schützt einen nicht. (Der Vorwurf, dass das undemokratisch ist, wird schon, bevor er öffentlich erhoben wird, entkräftet, indem man anderen vorwirft undemokratisch zu handeln: Wie kommt ein Dieb ungeschoren davon? Indem er laut verkündet, dass da vorne ein Dieb läuft: „Haltet den Dieb!“)
- Indem er sich die Partner auf der Welt sucht, mit denen das Unternehmen „USA“ gemeinsame (wirtschaftliche oder machtpolitische) Interessen hat – auch hier unabhängig davon, an welchen Werten diese Unternehmen orientiert sind. Es zählt nur, wo ein letztlich wirtschaftlicher Vorteil herausspringen kann – und es zählt: Wer ist gegen mich, wer war in der Vergangenheit gegen mich? Rache ist für Trump ein starkes Motiv (das manchmal sogar dem Vorteilsmotiv ein wenig in die Quere kommt).
- Indem er alle internationalen Hilfsprogramme stoppt, die die Not auf der Welt lindern sollen, aber für die USA nur Kostenfaktoren sind. Erwähnt seien hier nur „die jeweils rund eine Milliarde für Hilfsprojekte in Syrien, Äthiopien und Somalia, die 949 Millionen US-Dollar für Nothilfe in Kongo oder die 740 Millionen für Hungerhilfe im Südsudan.“ (SZ vom 25.2.2025).
- Indem er vorhandene Allianzen (Europa), die seinen Interessen entgegenstehen könnten, oder entgegenstanden, versucht auseinanderzubringen. (Im antiken Rom sagte man: Divide et impera! Teile und herrsche.) Dazu muss man nur mit jedem Staat einzeln verhandeln.
Soweit ich über die Geschäftsgebaren von Herrn Trump aus seiner Vergangenheit gelesen habe, war sein „Erfolgsrezept“ ziemlich einfach. Versuche durch riesigen Reichtum (oder vorgespieltem Reichtum) Partner an dich zu ziehen, die von deinem Reichtum profitieren wollen. (Auftraggeber bei den Immobilienprojekten z. B.). Wenn sie dann ihre Aufgaben erfüllt haben, wenn sie das geleistet haben, worauf es Trump ankam, dann spielten die vertraglichen Vereinbarungen kaum noch eine Rolle. Ich bin der (wirtschaftlich) Stärkere und der Mächtigere. Du kannst ja klagen, wenn du glaubst über Gerichte an dein Recht zu kommen und das durchhalten kannst. Seine Überzeugung: Verträge sind doch nur Papier, Auslegungssache, nichts woran man sich ernstlich, langfristig halten muss. Man kann sie jederzeit kündigen, wenn sie nicht mehr nützlich sind. (Das gilt jetzt auch für internationale Verträge.) Letztlich kommt es doch nur darauf an, wer den größten Vorteil für sich einheimst, wer bei dem „Deal“ letztendlich am besten wegkommt, am meisten Profit macht. Man nannte das früher „Rautier-Kapitalismus“ und in den USA versetzt diese „Ideologie“ offensichtlich niemanden in Schrecken, zumindest weniger als der „Kommunismus“. Mit diesem Label werden und wurden in der Vergangenheit alle sozialen Bestrebungen gebrandmarkt. Donald Trump hat Camilla Harris 2020 als „Kommunistin“ und sogar „wirklich als Marxistin“ bezeichnet.
Heute umgibt sich Trump konsequenterweise nur mit Starken (Mächtigen, Reichen), die sich ihm unterwerfen, von denen er sich Vorteile erhofft, oder junge Leute, die ihre Qualifikation und Skrupellosigkeit bereits nachgewiesen haben, wie den 19-jährigen Edward Coristine. Er hat im vergangenen Jahr an der Rye Country Day School den High-School-Abschluss gemacht. Er gehörte zum Netzwerk „The Com“, über das sich Hacker und Cyberkriminelle austauschen. Aus seinem Praktikum bei der Cybersicherheitsfirma Path Network wurde er rausgeschmissen, weil er geheime Informationen an die Konkurrenz weitergab. (SZ vom 20. 2. 2025). Wenn das auch Persönlichkeiten (Geschäftsleute) sind, die es mit Verträgen nicht so genau nehmen, dann ist ihm das nur recht.
Trump verhandelt zurzeit mit Putin über die Zukunft der Ukraine. Gegen seinen Gesprächspartner wurde vom Internationale Strafgerichtshof (IStGH) am 17. März 2023 ein Haftbefehl erlassen. Er wurde des Kriegsverbrechens beschuldigt, Kinder aus der Ukraine nach Russland entführen zu lassen! Aber Trump ist ja auch ein Verurteilter. Zur Erinnerung: Im Mai 2024 wurde er von einem amerikanischen Gericht für schuldig gesprochen, die Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht zu haben. (Viele andere Verfahren waren noch anhängig, als er gewählt wurde, sind jetzt aber „natürlich“ eingestellt.)
Trump verhandelt mit Putin ohne Beteiligung der Ukraine oder Europa „über den Frieden“ in der Ukraine – oder vielleicht doch gleich über die Aufteilung Europas zwischen Russland und Amerika. Trumps Vorschlag: Amerika bekommt 50% aller Bodenschätze aus der Ukraine. Wer bekommt wohl die anderen 50%?
Wie reagieren die Europäischen Nationen bei den Verhandlungen kürzlich in Paris auf die Aktionen von Donald Trump? Sie konnten sich nicht einigen. „Wir sind ja (noch) nicht betroffen! Die Ukraine gehört ja nicht zu Europa und wir dürfen uns auf keinen Fall gegen Amerika stellen, wir sind doch von Amerika abhängig!)
Russland wird also von Trump nicht nur aus der weitgehend internationalen Isolation geholt, indem er auf Augenhöhe mit ihm verhandelt, erklärt Putin in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine de facto zum Sieger. (Trumps Lesart: Die Ukraine ist an dem Krieg schuld, sie hätten sich nicht verteidigen dürfen und haben daher den Krieg angefangen.) Denkt Trump etwa daran, dass Putin, wenn es tatsächlich zu einem Waffenstillstand kommt, mit der Eroberung der Ukraine aufhört? Wohl kaum. Trump ermutigt Putin, weiter zu gehen und er ermutigt andere Diktatoren, es Putin gleich zu tun.
Trump und Russland verhandeln über die Aufteilung von Europa. Das wird ein toller Deal (für Amerika). Wohin Deutschland gehört, glaube ich erraten zu können. Trump mag die Deutschen sowieso nicht. Das ist ja – wie wir seit der Sicherheitskonferenz wissen – eine Diktatur nach sowjetischer Bauart und gehört daher sowieso zu Russland. Immerhin haben wir die DDR Russland weggenommen und das muss bestraft werden. Berlin wird wahrscheinlich demnächst in „Putingrad“ umgetauft und wehe, wer sich an diesen neuen Sprachgebrauch nicht orientiert. Die „Reste der Meinungsfreiheit“, die es in Deutschland noch gibt, werden eliminiert. (Ach, das Letztgesagt war jetzt wirklich ein Alptraum – wie schön wäre es, wenn alles was ich hier geschrieben habe, ein Traum wäre.)
Trump spricht häufig davon, dass die USA in Verträgen mit seinen Partnern „über den Tisch gezogen“ wurden und er das jetzt revidieren wird. Mit dem „über den Tisch ziehen“ kennt er sich gut aus. Das ist sein Geschäftsgeheimnis. Daher glaubt er das zu kennen. Lassen wir uns jetzt über den Tisch ziehen?
N. N. (Ich möchte gerne anonym bleiben, weil ich befürchte, sonst nicht mehr in die USA reisen zu können.)