Automausstieg
Ihr habt schon sehr lange keinen Blog mehr von mir bekommen, viel zu lange. Ich war und bin dabei, „modern“ zu werden, ich wollte weg von der (langweiligen) schriftlichen Kommunikation hin zu Videos. Aber das braucht Vorbereitungszeit und ist mit vielen technischen und dramaturgischen Konflikten verbunden. Also bitte noch etwas Geduld…
Trotzdem wende ich mich heute noch einmal mit einem Textbeitrag an Euch. Ich muss einfach meine Meinung zu dem offensichtlichem Hauptthema des Wochenendes loswerden:
Deutschland hat sich endgültig von der Atomenergie verabschiedet! Als einziges Land in Europa oder auf der Welt! In einer Zeit, in der wir hinsichtlich der Energieversorgung auf eine eher unsichere Zukunft zugehen! Wir betonen immer wieder, dass wir so gerne Vorreiter mit einer nachhaltigen Klimapolitik wären und bevorzugen Kohlekraftwerke gegenüber bestehenden Atommeilern!
Ihr kennt das alles, ich weiß. Und ich weiß auch, welche Argumente zu dem Atomausstieg geführt haben. Aber waren es wirklich Argumente? War es nicht zunächst die Angst vor der unsichtbaren, nicht wahrnehmbaren Gefahr einer Strahlenverseuchung? Kamen die Argumente Atommüll-Endlager und Umweltzerstörung beim Uranabbau nicht hinterher?
Ich weiß, dass ich hier ein heißes Eisen anfasse. Auch in meiner Familie gibt es da sehr unterschiedliche Auffassungen.
Als Psychologe, der fast täglich bei meinen Coachees erlebt, was Angst bei den Individuen anrichtet, will ich ein kurzes Plädoyer für die Vernunft und gegen die Angst an Euch loswerden. Angst verengt den Blick, sie verhindert, dass wir mit unserer Kreativität und umfassenden Vernunft in Kontakt kommen. (Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.) Die Entscheidungen, die aus Angst heraus getroffen werden, waren für unsere Vorfahren wichtig, weil im Laufe der Evolution diejenigen mehr Nachfahren gezeugt und großgezogen haben, die im Fall einer akuten Gefahr schnell reagierten. Für umfangreiche Überlegungen war keine Zeit, wenn der Säbelzahntiger auftauchte.
Solche Situationen, in denen wir aus Angst heraus schnell reagieren müssen, sind in der modernen Welt ausgesprochen selten. Viel häufiger ist es, dass man uns Angst macht, um unser Denken einzuengen oder auszuschalten, damit wir nicht auf „andere, dumme Gedanken“ kommen. Das war schon bei der Corona-Pandemie so und führte jetzt letztlich zum Atomausstieg. Tragisch kann man es schon nennen, wenn eine politische Ideologie auf Angst aufgebaut ist.
Ein paar Argumente gegen die Angst vor der Atomenergie: Die Zahl der Toten oder Verletzten, die den zwei Atomenergie-Katastrophen geschuldet sind, kenne ich nicht, sind wohl auch nicht bekannt. Ganz sicher sind es unvergleichlich viel weniger, als die, die auf Grund der Umweltverschmutzung und den gesundheitlichen Folgen der Kohleverstromung gestorben sind. Übrigens: Auch die Wasserkraft hat viele Menschenleben gekostet. Man denke nur an die Folgen der Dammbrüche in Südamerika und Afrika. Aber sind das wirklich die Ängste, die uns im Alltag bewegen? Die wirkliche, aber individuelle Bedrohung ist doch eine ganz andere. Wir müssen lernen, mit Angst zu leben. Sie gehört zu uns – und sie sollte uns nicht daran hindern, vernünftige, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.