Dr. Jens-Uwe Martens

Persönlichkeits-Coach, Autor & Berater seit 1967

Wohin treiben wir?

Zunächst meine sehr subjektive Sichtweise der Bestimmungsstücke, die unserer Zukunft letztlich beeinflussen:

Die technologische Entwicklung

Wir haben in den letzten Jahrzehnten eine ungeheure Entwicklung der Unterhaltungselektronik, des Transportwesens (Logistik, Container, Flugtechnik) und vor allem der Kommunikation und Elektronik erlebt, wobei diese Bereiche eng verbunden sind und letztlich von der Entwicklung der Datenverarbeitung profitiert haben. (Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die zunehmende persönliche Kommunikationsarmut und andere Probleme, die mit dem Internet und des Sozial Media verbunden sind, nicht eingehen. Ich gehöre zu den „Alten“ und verstehe davon wohl zu wenig.)
Wird die Technik, bzw. Elektronik einen wesentlichen Beitrag zu Lösung der Probleme unseres Planten beitragen können?

Die politische Entwicklung

Das Ost-West-Block-Denken in dem ich groß geworden bin, hat sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aufgelöst. Der Versuch Russlands wieder zu einer Großmacht zu werden, erlebe ich als ein Aufbäumen (vor allem von Putin) gegen eine Entwicklung, die nicht umzudrehen ist. Hemmnisse sind neben den politischen Kräften, die das verhindern werden, die mangelnde wirtschaftliche Stärke von Russland im Vergleich zu seinen Gegnern. (Daran werden die Energie- und die Finanz-Reserven Russlands letztlich auch nichts ändern.)

China gewinnt mit zunehmendem Tempo an Gewicht in der Weltpolitik. In China sind kluge Strategen am Werk, die nicht durch die Diskussion zu vieler demokratischer Interessensvertreter aufgehalten werden. Sie verzichten auf Individualität und ordnen alle Entscheidungen dem Wohl des Landes (und dem Machterhalt der Partei) unter. (Es wird sich zeigen, ob dieses Konzept langfristig auch bei einer wachsenden Zahl von eigenständig denkenden Eliten durchgehalten werden kann. Dieser Meinung war ein guter China-Kenner, der Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Kai Strittmatter mit dem ich kürzlich darüber diskutieren konnte). Werden wir uns bald den Interessen Chinas unterordnen müssen, so wie es heute schon einige große Firmen tun? Werden wir das Recht auf freie Meinungsäußerung letztlich verlieren, so wie die Chinesen in China?

Die USA verlieren an Bedeutung, da die Fortschrittsorientierung und das kluge strategische Denken einer Elite, die aus den immer noch besten Universitäten der Welt hervorgehen, durch eine Demokratie gebremst wird, die auf das zunehmend, ungebildete „Volk“ Rücksicht nimmt. (In Amerika gibt es weniger Korruption und Vetternwirtschaft als in manchen europäischen, afrikanischen und asiatischen Ländern, die der Wirtschaft insgesamt sehr schaden. Aber es gibt ein vergleichbares Gift für die wirtschaftliche und politische Entwicklung: ich möchte es „emotionale Manipulation“ bezeichnen. Es zeigt sich darin, dass Wahlen nur noch durch das Ansprechen niedriger Instinkte wie Neid, Aggression, Machthunger usw. gewonnen werden. Kognitive Argumente werden zwar noch ausgetauscht, habe aber nur einen untergeordneten Einfluss auf das Wahlverhalten des „Volkes“. Siehe die Wahl Donald Trumps. Ähnliches erleben wir auch in Frankreich oder in Ansätzen in anderen europäischen Ländern).

Europa ist ein „zerstrittener Haufen von individualistisch, für das eigene Volk denkende (den eigenen Wahlen und die eigene Macht orientierte) Nationalitäten. Die „Geschlossenheit“, die sich nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine gezeigt hat, wird nach dem Ende des Krieges schnell zusammenbrechen und zeigt jetzt schon ihre Risse (s. Orbans Justizreform und Erdogans Haltung zum Beitritt Schwedens und Finnlands. Und was werden wir erleben, wenn in fünf Jahren Le Pen die Wahl in Frankreich gewinnt?)

Afrika und Asien werden in den nächsten Jahrzehnten noch keine wesentliche Rolle in der Weltpolitik spielen. Afrika ist in der nur langsam steigenden Bildung und der Korruption und Vetternwirtschaft gefangen und Indien in seinem Kastendenken. Zu Japan und Süd-Korea habe ich keine fundierte Meinung, aber ich glaube nicht, dass diese Länder in Zukunft weltpolitisch eine große Rolle spielen werden.

Die soziale Entwicklung

Die Schere zwischen arm und reich und vielleicht mehr noch die Schere zwischen gebildet und ungebildet klafft in den westlichen Demokratien immer weiter auseinander. Darin sehe ich eine Gefahr, die in einer zunehmenden Radikalisierung der Machtblöcke besteht. Dabei geht es für mich nicht darum, dass die Intelligenz und die Bildung der verschiedenen Bevölkerungsschichten auseinanderdriften. Das was man früher „Lebensklugheit“ genannt hat und was ausschlaggebend wichtig ist für die eigenen Lebensentscheidungen und letztlich für die politischen Entscheidungen des Landes eine Rolle spielt, ist entscheidender. (Mir wird das so sehr bewusst, wenn ich den Einfluss von Erkenntnis auf das eigene Verhalten betrachte. Wie viele Menschen handeln sogar entgegen ihren eigenen langfristigen Interessen, obwohl sie klug genug sind und ausreichendes Wissen besitzen, um erkennen zu können, wie schädlich ihr Handeln gegenüber dem eigenen Leben ist: Zigaretten-rauchende Chirurgen, fettleibige Wirtschaftsbosse usw. Natürlich ist dieses Phänomen in den „unteren Schichten“ besonders weit verbreitet. Wie soll jemand, der noch nicht einmal die eigenen Interessen ausreichend in seinem Verhalten berücksichtigt, bei der Wahl der nächsten politischen Elite auf das Wohl seines Volkes Rücksicht nehmen können? Ganz zu schweigen von denen, die sich aus Frust schon lange von der Politik zurückgezogen haben.)

Die Entwicklung der Umwelt

Artensterben, Klimaveränderung, Raubbau an dem Planeten: natürlich bin auch ich, wie wohl die Mehrheit zumindest der informierten Bewohner der westlichen Welt, davon überzeugt, dass hier globale Probleme vorliegen, die menschengemacht sind. Und ich kenne auch die vielen aufmunternden Argumente, die behaupten, dass wir nur „vor unserer eigenen Türe kehren müssen, denn wenn das alle tun, dann sei die Straße sauber“! Ja, das leuchtet auch mir ein — aber wie viele kehren vor ihrer eigenen Tür und halten das auf die Dauer durch?

Bringt es wirklich global gesehen etwas, wenn Deutschland wirklich zum Beispiel die Klimaziele einhält? Zum einen kommen, wie wir gerade erleben, immer wieder drängendere Probleme wie Pandemie oder Krieg in der Ukraine oder wirtschaftliche „Sondersituationen“ dazwischen, die „zunächst“ andere Prioritäten erzwingen. Zum anderen: selbst wenn wir „Musterknabe“ wären und alle Vorgaben einhalten würden: Wer glaubt ernsthaft, dass Deutschland gegenüber China, Indien, den USA oder afrikanischen Ländern (um nur einige zu nennen) „Vorbild“ sein können? Können wir wirklich den langfristigen Untergang unseres wunderschönen blauen Planeten noch verhindern?

Was folgt aus dieser Analyse?

Ich bin und war mein Leben lang ein Optimist und für mich privat haben sich meine positiven Erwartungen langfristig immer wieder bewahrheitet. Aber was die Entwicklung auf unserem Planeten betrifft, gelingt es mir nicht mehr, genügend positive Aspekte zu finden, die meinen Optimismus unterstützen könnten.

Wir bräuchten eine wirklich mächtige Weltregierung, in der ausgewählte Vertreter aller Nationen zusammenarbeiten und die ihre selbst gesetzten Regeln und Ziele mit Macht (nicht unbedingt militärische Macht) durchsetzen können. Ich könnte beschreiben, welchen Bedingungen diese „Weltherrscher“ genügen müssten!? (Sie dürften aus den oben genannten Gründen nicht von allen Mitgliedern der Völker gewählt werden.) Aber mir ist bewusst, dass das eine Utopie ist und ich sehe keinen Weg, wie eine solche Weltregierung entstehen könnte.

Der individuelle Ausweg kann für mich nur bedeuten: Rückzug auf das eigene, ganz persönliche und private Glück, wobei ich natürlich meine Familie und, soweit wie möglich, auch meinen Freundes- und Bekanntenkreis einbeziehe. (Ein mir nahestehender Mensch mit akademischem Abschluss, hat sich so weit in sein Privatleben zurückgezogen, dass er selbst Nachrichten im Fernsehen, Rundfunk oder in Zeitungen ignoriert.) Ich kenne die Regeln, wie man auch mit widrigen Umständen in seinem Leben umgehen kann und trotzdem wenigstens einen kleinen Teil seines privaten Glücks retten kann, aber das kann doch nicht die Lösung für die Zukunft des Planeten Erde bedeuten!

Ich bin mir bewusst, dass diese Gedanken letztlich ungeheuer egoistisch sind. Wie komme ich da heraus? Wo sind die Fehler in meiner Analyse? Gibt es wirklich noch eine (positive) Zukunft für unseren Planeten und für die Menschen auf ihm? Sind wir entwicklungsgeschichtlich betrachtet nur eine Episode?

Dazu eine sehr schmerzliche Geschichte: Treffen sich zwei Planeten nach wenigen Millionen Jahren wieder einmal im All. Fragt der eine: „Wie geht’s?“ „Ach nicht so gut!“ kam die Antwort. „Warum?“ fragt der Planet weiter: „Ach, ich bin mit dem HOMO SAPIENS infiziert!“ „Das kenne ich“, antwortet der andere Planet. „Ich hatte das auch vor längerer Zeit. Aber das geht vorüber. Da muss man gar nichts machen! Das Problem löst sich von alleine.“

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